Grund zur Freude: Weibliche Genitalverstümmelung geht zurück
Das geht aus einer neuen Studie hervor, die im Fachblatt „PLOS Medicine“ veröffentlicht wurde. Wir freuen uns über diese Nachricht – ist sie doch ein Zeichen dafür, dass wir unserem Ziel näher kommen, auch, wenn es noch viel zu tun gibt.
Die Wissenschaftler analysierten Daten und Studien aus 30 Ländern aus den Jahren 2009 bis 2022. Laut der Studie nahm Weibliche Genitalverstümmelung in 26 von 30 betroffenen Ländern in den vergangenen Jahren ab. Untersucht wurden Staaten in Afrika, im Nahen Osten und in Südostasien.
Insgesamt wurden Daten von 400.000 Frauen und 300.000 Mädchen ausgewertet. In der Untersuchungsgruppe waren 37% der Frauen zwischen 15 und 49 Jahren sowie 8% der Mädchen zwischen 0 und 14 Jahren genital verstümmelt worden. In Äthiopien und in der Zentralafrikanischen Republik beispielsweise seien die Zahlen in den vergangenen Jahren gesunken, während sie insbesondere in Burkina-Faso, Somalia und Kamerun gestiegen seien. 2020 waren laut der Studie 99,2 Prozent der Frauen Somalias von Weiblicher Genitalverstümmelung betroffen, sodass Somalia das weltweit am schlimmsten betroffene Land sei. Am meisten verbreitet seien bei den Frauen die Varianten I und II, bei den Mädchen die Varianten I, II und IV. Im Sudan litten über dreiviertel der Frauen an der schlimmsten Form, Typ III. In der Zentralafrikanischen Republik seien 50% der Mädchen von Typ III betroffen (mehr über die verschiedenen Typen der Genitalverstümmelung).
Die Studie bestätigt, dass Weibliche Genitalverstümmelung insbesondere in der frühen Kindheit erfolgt, meistens von traditionellen Verstümmlerinnen durchgeführt. In Ägypten jedoch würde die Verstümmelung jedoch hauptsächlich professionell von Medizinern durchgeführt – trotz des offiziellen Verbots.
Besonders intensive Arbeit sei zudem in Ägypten, im Sudan, in Indonesien, sowie in Guinea und Mali nötig, um die Zahlen zu reduzieren. Hierzu raten die Autoren der Studie zu Politikmaßnahmen, welche die Gemeindeebene fokussieren. Eine Strategie, die wir mit TARGET e. V. Ruediger Nehberg in Guinea-Bissau verfolgen: Unsere Aufklärungsteams sind mit Veranstaltungen in den Dörfern und Gemeinden des westafrikanischen Landes aktiv.
Die Autoren der Studie räumen jedoch auch die Grenzen der Ergebnisse ein: Die Ergebnisse der Studie liefere genaue Erkenntnisse für die Länder, die untersucht wurden. Für weltweite Zahlen jedoch wird sie unter einer “Untereinschätzung” leiden aufgrund lückenhafter Daten. Auch die Daten zur Gruppe der Mädchen (0 bis 14 Jahre) sei wahrscheinlich unterschätzt, da diese Mädchen während der Studie weiterhin dem Risiko der Genitalverstümmelung ausgesetzt waren. Ein zweijähriges Mädchen beispielsweise mag zum Zeitpunkt er Studie zwar nicht verstümmelt sein, im Altern von 2,5 Jahren kann sich dies jedoch schon verändert haben.
Dennoch sind die Studienergebnisse motivierende Neuigkeiten, um weiter an unserem Ziel zu arbeiten: Weibliche Genitalverstümmelung weltweit zu beenden! Und der Ausblick der Autoren zeigt, dass es noch viel zu tun gibt: “Weibliche Genitalverstümmelung in der kommenden Generation von Mädchen zu beenden, kann in der nahen Zukunft in Ländern mit geringer Verstümmelungsquote möglich sein, z.B. im Niger, in Uganda und in Ghana. In anderen Ländern jedoch muss der Rückgang der Verstümmelungsquote größer sein, um einer Beendigung der Praktik nahe zu kommen. Dies betreffe Ägypten, Sudan, Indonesien, Somalia, Djibouti, Guinea, Guinea-Bissau und Mali.
Weiteres:
Weiterführende Informationen zum Thema der Genitalverstümmelung
Unsere Projekte zur Beendigung Weiblicher Genitalverstümmelung:
Aufklärungskampagne in Guinea-Bissau
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