Direkt zum Inhalt

10 Jahre Azhar-Fatwa

10 Jahre Azhar-Fatwa


Rausdorf, 24.11.2016


Vor zehn Jahren, am 24.11.2006, gelang TARGET e.V. eine wegweisende Sensation für den Schutz der Mädchen vor dem Brauch der genitalen Verstümmelung: In der prominentesten Instanz sunnitischer Muslime, der altehrwürdigen Azhar zu Kairo, durften wir eine Internationale Gelehrtenkonferenz zum Verbot der tausende Jahre alten Tradition einberufen. Der Großmufti von Ägypten hatte für die Konferenz sogar die Schirmherrschaft übernommen. Die höchsten Ulemas (islamische hohe Rechtsgelehrte) der Welt erklärten darin Weibliche Genitalverstümmelung (FGM) zu einem "strafbaren Verbrechen, das höchste Werte des Islam verletzt" - die wichtigste Voraussetzung für das Ende der Tradition. Denn die meisten Betroffenen sind Muslimas.


Viel haben wir erreicht in diesen Jahren, um die Mädchen nachhaltig zu schützen. Sei es die Verteilung unseres Goldenen Buches mit der Dokumentation der Azhar-Konferenz als Predigthilfe für Imame in Äthiopien, Mauretanien, Dschibuti und Guinea-Bissau - sei es die Einholung wichtiger Rechtsgutachten (Fatwas) weiterer islamischer Gelehrter, die für die betroffenen Länder und Menschen Meinungsbildner sind – seien es die unermüdlichen Versuche eines Treffens mit dem König von Saudi-Arabien und dem Mufti von Mekka, von deren Mitwirken das Ende von FGM wesentlich beschleunigt würde - oder seien es die Fortbildungstage von Imamen für Imame, wie in Guinea-Bissau geschehen. Auch in unserer Geburtshilfeklinik am Rande der Danakilwüste in Äthiopien liegt das Goldene Buch für alle Patientinnen und Mitarbeiter griffbereit im Wartebereich.


Wir meinen, dass wir gemeinsam sehr stolz sein können auf das, was geschaffen und geschafft wurde. Die Stimmen von Imamen, die sich nun  nach jahrelanger Befürwortung von FGM mit uns für das Ende dieses jahrtausendealten Brauches einsetzen, zeigen, dass unser Konzept greift, mit dem Islam als Partner. Imam Umaro Baldé aus Gabu nach dem Workshop in Guinea-Bissau: "Zuvor sprach ich nie zu diesem Thema. Jetzt verstehe ich es und kann selbst dazu in der Moschee predigen."